Die Herren des GC Herzogenaurach bleiben drin. Am fünften und letzten Spieltag der KRAMSKI Deutsche Golf Liga presented by Audi nutzen die Mittelfranken ihren Heimvorteil und krallen sich mit einem Gesamtergebnis von zehn unter Par gar den Tagessieg. München (+12) muss absteigen. Das Duell um den Spitzenplatz entscheidet Mannheim-Viernheim (-7) für sich und geht als Nummer eins ins Final Four.
Fußball-Fans aus Bayern – insbesondere die aus München – kennen das: Blau oder Rot? Will heißen: Bayern- oder Löwen-Fan? Am fünften und letzten Spieltag der KRAMSKI Deutsche Golf Liga presented by Audi stellte sich ebenfalls die Frage: Blau oder Rot? Wer wird drin bleiben, wer muss runter? Auf der engen Anlage des GC Herzogenaurach im Ortsteil Burgstall gab es ein Duell um den Klassenerhalt zwischen dem Team des Gastgebers (blaue Hemden) und denen des Münchener GC (rote Hemden), die vor zwei Wochen ihren Heimspieltag nicht genutzt und den Kampf ums letzte Bundesliga-Ticket wieder richtig spannend gemacht hatten.
Im Training am Samstag hielten sich Herzogenaurachs Männer mit Fußballspielen fit, während die Herren aus der bayerischen Landeshauptstadt noch den Platz durchpflügten. „Die Grüns sind diesmal deutlich besser als normal, insofern ist das vielleicht gar nicht unbedingt ein Vorteil für uns“, sagte GCH-Coach Craig Miller vor dem ersten Drive am Sonntagmorgen. Sein Münchner Kollege David Grasskamp setzte trotz der Brisanz des Zweikampfs auf Fairplay – und strahlte Zuversicht aus, als er Miller die Hand schüttelte und „viel Glück“ wünschte. „Wir sind gut vorbereitet. Wenn jeder das spielt, was er kann, bleiben wir drin.“
Der Plan ging nicht auf. Bereits nach den Einzeln zeichnete sich ab, dass die Mittelfranken deutlich mehr aus ihrem Heimvorteil machen würden. Zwar unterschrieb Münchens Nicholas Inderthal die beste Einzelrunde (68), aber das homogenere Team war Herzogenaurach. „Die Jungs haben heute richtig geiles Golf gespielt. Vor allem die sensationelle 65 von Matthias Schmid und Benjamin Gabler hat uns zum Sieg getragen“, jubelte GCH-Präsident Peter Pantel – noch trocken, denn nach dem letzten Putt ging's zum Baden im Teich der zehnten Bahn - zur Feier des Tages. Danach gab's Freibier für Spieler, Fans und Betreuer. Schließlich schaffte der Gastgeber nicht nur den Klassenerhalt, sondern holte mit gesamt zehn unter Par sogar den Tagessieg vor Mannheim (-7), München (+12), St. Leon-Rot (+13) und Stuttgart (+15). Die heimischen Zuschauer - es waren trotz Gewitterwarnung mehrere hundert auf der Anlage unterwegs – kamen also voll auf ihre Kosten.
Und was war eigentlich mit dem Duell um Rang eins in der 1. Bundesliga Süd der Herren? Zwischen Mannheim und St. Leon-Rot knisterte es deutlich weniger als im Kellerduell. Klar, beide Topteams waren bereits fürs Final Four (20./21. August im GC Lich) qualifiziert. Mit Hurly Long, Christian Bräunig und den beiden Paul-Zwillingen Jeremy und Yannik fehlten Viernheims Coach Ted Long seine vier besten Akteure. „Die brauchen bei dem engen Terminkalender auch mal Pause. Und außerdem haben jetzt mal andere die Chance, sich zu zeigen“, sagte GCMV-Kapitän Frank Paul. Taten sie auch, denn Mannheim lag nach den Einzeln mit drei unter auf Rang eins und wurde in den Vierern nur noch von famos aufspielenden Herzogenaurachern eingeholt.
Weniger begeistert waren die Stuttgarter Verantwortlichen mit der Leistung ihrer Schützlinge. Eigentlich hatten sich die Schwaben vorgenommen, das Fehlen einiger Spitzenleute bei der Konkurrenz (bei St. Leon-Rot fehlte zum Beispiel Gehörlosen-Weltmeister Allen John) auszunutzen und vielleicht fünf Zähler aufs Konto zu schaufeln. „Das war aber mal gar nix. Einige meiner Herren waren da heute nicht wirklich bei der Sache“, schimpfte Solitude-Coach Peter Wolfenstetter. Zu viele Bälle wurden verloren, „aber auf so einem engen Platz musst du deinen Driver halt mal stecken lassen“, so Wolfenstetter, der das Team in 2017 verstärken möchte, um endlich eine ernsthafte Konkurrenz für das Zweigestirn Mannheim/St. Leon-Rot zu bilden.
Für Gastgeber Herzogenaurach war's der perfekte Spieltag. Die Gewitter blieben aus, die Männer stürmten angetrieben vom heiß laufenden Duo Matthias Schmid und Benjamin Gabler (65/-8 im Vierer, bestes Tagesergebnis und Platzrekord) an die Spitze. „Das war einfach die perfekte Runde. Es hat alles gepasst, dabei haben wir erst zum zweiten Mal zusammengespielt“, erklärte Benjamin Gabler nach der 65. Und am Rand der 18 lag sich Blau in den Armen, stieß mit Freibier an – und vom mittelfränkischen Himmel lachte am späten Abend die Sonne für den Golfclub Herzogenaurach. Und Rot? Also München? Die Oberbayern waren natürlich enttäuscht, aber auch sportlich fair. „Man muss Herzogenaurach ein Kompliment machen. Die haben heute vor allem wieder in den Vierern überragend gespielt. Da konnten wir nicht viel ausrichten“, gab Münchens Trainer David Grasskamp ohne Groll zu Protokoll.
Thomas Kirmaier
Golf.de
Redaktion, 31.07.2016